Japan ist nicht nur ein Land, sondern ein Gefühl. Es ist das leise Kratzen eines Holzlöffels auf einer perfekten Schale Ramen, das Geräusch der Zikaden in einem versteckten Tempelgarten, das sanfte Sirren eines Shinkansen, der durch die Landschaft gleitet. Wer Japan besucht, sollte sich auf das Unerwartete einlassen – auf Gassen, die zu den besten Bars führen, auf unscheinbare Restaurants, in denen Michelin-verdächtig gekocht wird, und auf Momente, in denen alles ganz still wird. Wir verraten Euch unsere liebsten Orte – zum Übernachten, zum kulinarisch Verführen lassen und zum Verweilen. Das pulsierende und inspirierende Tokyo trifft auf entschleunigtes poetisches Kyoto, traditionelle Teehäuser stehen neben avantgardistischen Designhotels, und in Naoshima verschmilzt Kunst mit der Natur.
TOKYO – the city that never stops
WHERE TO SLEEP
Tokyo ist eine Stadt, die keine Pausen macht. Sie leuchtet, vibriert und verändert sich in jeder Sekunde. Und doch gibt es Orte, an denen sich das Tempo verlangsamt, an denen die Stadt leiser wird, ohne an Intensität zu verlieren. Das Janu Tokyo ist genauso ein Ort – ein Rückzugsort, der mitten im Geschehen liegt und dennoch eine eigene, fast meditative Atmosphäre ausstrahlt. Entworfen von Jean-Michel Gathy, dem Architekten hinter ikonischen Rückzugsorten wie dem Aman Tokyo, verbindet das Janu warme Materialien mit der Klarheit japanischer Designprinzipien. Jedes Detail ist durchdacht, jeder Raum fühlt sich intuitiv richtig an. Die großzügigen Zimmer mit bodentiefen Fenstern rahmen die Skyline wie ein Kunstwerk ein. Tagsüber taucht weiches Licht die Räume in sanfte Töne, nachts schimmert die Stadt wie eine Kulisse in der Ferne. Und dann wäre da noch der hauseigene Spa, eine Welt für sich. Mehr als 4.000 Quadratmeter widmen sich der Kunst der Entschleunigung. Heiße Onsen-Bäder, Dampfräume und Behandlungen, die Körper und Geist in Einklang bringen. Während draußen der Rhythmus Tokyos niemals stoppt, findet man hier einen Moment der Schwerelosigkeit. www.janu.com/janu-tokyo
Stylish, entspannt und mit genau der richtigen Portion Understatement – das Trunk Hotel ist mehr als ein Hotel, es ist ein Treffpunkt für Tokyos kreative Szene. In Shibuya gelegen, verbindet es japanische Schlichtheit mit urbanem Coolness-Faktor: Beton trifft auf warmes Holz, große Glasfronten öffnen sich zu begrünten Innenhöfen, und die Zimmer strahlen eine entspannte Eleganz aus. Minimalistisch, aber nie unpersönlich – jedes Detail ist bewusst gewählt, von den handgefertigten Möbeln bis hin zu den nachhaltigen Pflegeprodukten. Das Herzstück? Die Trunk Bar, wo Gäste und Locals bei Craft Cocktails zusammenkommen. Dazu ein Concept Store mit kuratiertem japanischem Design und eine Atmosphäre, die sich eher nach dem Loft eines Freundes anfühlt als nach einem klassischen Hotel. Wer mitten in Tokyo sein will, ohne sich treiben zu lassen, ist hier genau richtig – modern, lokal und mit einer guten Prise lässigem Luxus. www.catstreet.trunk-hotel.com
WHERE TO EAT
SUMI ist ein Ort der Reduktion – auf das Wesentliche, das Perfekte. Kein überladenes Menü, keine Ablenkung, nur herausragende Zutaten, präzise zubereitet und in einer Atmosphäre serviert, die Ruhe ausstrahlt. Die offene Küche ist das Herzstück des Restaurants. Der Koch steht direkt vor den Gästen, arbeitet mit ruhigen, präzisen Bewegungen, fast wie bei einer Zeremonie. Die Gerichte sind reduziert und doch voller Tiefe – feinstes Wagyu, perfekt gegrillter Fisch, saisonale Gemüsekompositionen, die mit wenigen, perfekt gesetzten Aromen auskommen. Jede Zutat bekommt Raum, nichts ist überladen, alles ist in Balance. Kurz gesagt, Perfektion in ihrer schlichtesten Form. Eben genau das, was man sich von Japan wünscht. Und dann wäre da noch der Ausblick auf die Skyline mit Tokyo Tower – ein leises, kunstvolles wow Erlebnis!
Ein Abend bei Shirosaka ist wie eine Reise durch die japanische Küche. Kappo bedeutet „direkt vor den Gästen zubereitet“, und genau das passiert hier – mit leisen, präzisen Handgriffen und einer unaufgeregten Eleganz, die ihresgleichen sucht. Jede Zutat wird mit größtem Respekt behandelt – saftiges Wagyu, zarter, auf den Punkt gegrillter Fisch, eine Dashi-Brühe, die nach Perfektion schmeckt. Die Präsentation? Pur, aber nie zufällig. Die Atmosphäre? Ein so herzliches Team bei dem man sich direkt wie bei guten Freunden zu Besuch fühlt. Ein Abend hier ist nicht einfach ein Essen, sondern eine Begegnung mit echter japanischer Gastlichkeit. Unaufgeregt, präzise und mit einer Tiefe, die lange nachwirkt.
WHERE TO HAVE A BREAK
Inmitten von Tokyos Tempo ist die Sakurai Tee Zeremonie eine Oase der Ruhe – minimalistisch, elegant, mit einer fast meditativen Atmosphäre. Hier ist Tee mehr als nur ein Getränk, er ist ein Ritual, eine Kunst. Der Teemeister bereitet jeden Aufguss mit äußerster Präzision zu, sei es Matcha, geräucherter Grüntee oder ein seltener, fermentierter Oolong. Serviert in handgefertigter Keramik, begleitet von feinen, abgestimmten Speisen. Es ist eine moderne Interpretation der traditionellen Teezeremonie, die zeigt, wie tief verwurzelt und doch zeitlos diese Kultur ist.
Hinter einer unscheinbaren Tür verbirgt sich eine der besten Bars Tokyos. Dunkles Holz, gedämpftes Licht, leise klirrende Gläser – Grandfather’s ist eine Bar mit Seele. Hier gibt es nur Klassiker, die mit ruhiger Perfektion gemixt werden. Während der Barkeeper den nächsten Old Fashioned rührt, dreht sich auf dem Plattenspieler eine alte Jazz- oder Blues-Vinyl, das Knistern im Hintergrund gehört genauso zur Atmosphäre wie der perfekt abgestimmte Whisky Highball. Ein Ort, der sich seit Jahrzehnten nicht verändert hat – und genau deshalb so zeitlos ist.
WHERE TO SEE NICE THINGS
Das Nezu Museum ist ein Refugium der Ästhetik. Hinter der von Kengo Kuma entworfenen Fassade verbindet das Nezu Museum klassische japanische Kunst mit zeitloser Eleganz. Kalligrafien, Keramiken, Teeschalen und feine Textilien erzählen leise Geschichten, perfekt inszeniert in minimalistischen Räumen. Doch das wahre Highlight liegt draußen: Ein weitläufiger Garten, der wie ein lebendiges Kunstwerk wirkt. Geschwungene Pfade führen vorbei an Moosteppichen, Teehäusern und plätschernden Wasserläufen, während Bambus sanft im Wind raschelt. Ein Ort, der nicht nur Schönheit ausstellt, sondern sie fühlbar macht.
KYOTO – THE CITY OF STILLNESS
WHERE TO SLEEP
Wer das Kyoto sucht, das sich anfühlt wie ein stilles Haiku, wird im Muni Kyoto fündig. Direkt am Katsura-Fluss in Arashiyama gelegen, mit Blick auf die sanften Hügel, altehrwürdige Tempel und den legendären Bambuswald. Das Hotel setzt auf Understatement: Reduzierte Eleganz, klare Linien und warme, natürliche Materialien bestimmen das Interieur. Die Zimmer wirken wie private Rückzugsorte, inspiriert von der Ästhetik traditioneller Ryokans, aber mit modernem Komfort. Das Frühstück ist eine Zeremonie für sich – serviert mit Blick auf den Fluss und sorgfältig komponiert mit feinsten lokalen Zutaten. Nach einem Spaziergang durch den frühen Morgennebel des Bambuswaldes oder einer Bootsfahrt auf dem Katsura-Fluss stellt sich unweigerlich die Frage: Warum sollte man diesen Ort jemals wieder verlassen?
Kyoto trifft auf Brooklyn – das Ace Hotel ist eine Fusion aus modernem Design und japanischer Tradition. Hier schläft man in einem ehemaligen Telekommunikationsgebäude aus den 1920ern, das von Kengo Kuma in einen urbanen Rückzugsort verwandelt wurde. Das Interieur? Eine stilvolle Mischung aus Tatami-Matten, Mid-Century-Vibes und warmen Holz-Elementen, kombiniert mit Industrial-Charme. Die großzügige Lobby fungiert als lebendiges Wohnzimmer der Stadt – ein Treffpunkt für Kreative, Reisende und Einheimische. Man nimmt Platz, bestellt einen exzellenten Cold Brew oder Matcha Latte und verliert sich in der Atmosphäre.
WHERE TO EAT
Ramen, aber anders. Bei UZU Ramen verschwimmen die Grenzen zwischen Kunst und Kulinarik – ein Ort, an dem Design, Minimalismus und Geschmack in perfekter Harmonie aufeinandertreffen. Die ikonischen veganen Ramen werden in tiefschwarzen Schalen serviert, die Brühen sind intensiv, fast schon meditativ komponiert. Jeder Löffel erzählt eine neue Geschichte, jedes Detail ist durchdacht. Und das Setting? So reduziert, dass man sich fühlt, als würde man in einer Kunstinstallation speisen – nur dass der Star hier kein Gemälde ist, sondern eine der spannendsten Ramen-Interpretationen Japans.
Ein kleines Juwel für Ramen-Liebhaber und das ganz versteckt in einer Wohngegend Kyotos. Rennosuke ist einer dieser Orte, an denen man schon beim ersten Schluck Brühe weiß: Hier steckt echte Handwerkskunst drin. Die Brühe ist tief und vollmundig, mit genau der richtigen Balance aus Umami und Würze. Die hausgemachten Nudeln haben den perfekten Biss, und die Portionen sind großzügig – so, wie es sein soll. Die Atmosphäre ist herzlich, entspannt und angenehm unprätentiös. Ein Platz am Tresen, eine dampfende Schale Ramen vor sich, und das leise Klirren von Essstäbchen – mehr braucht es nicht, um glücklich zu sein.
WHERE TO HAVE A BREAK
Arabica Café Kyoto
Ein Café, das fast schon ein Kyoto-Klischee ist – aber eines, das man nur zu gerne erlebt. Das Arabica Café direkt am Fluss hat nicht nur den besten Espresso der Stadt, sondern auch eine Aussicht, die dazu passt. Hier sitzen die Leute stundenlang auf den schmalen Holzbänken, nippen an ihren Cappuccinos und lassen den Blick über das Wasser gleiten.
NAOSHIMA – WHERE ART MEETS THE SEA
Eine Insel, die sich nicht in Worten erklären lässt – man muss sie erleben. Naoshima ist ein Ort, an dem alles zusammenkommt: die stille Perfektion japanischer Architektur, die meditative Kraft der Natur und eine Kunstszene, die sich über die ganze Insel verteilt. Hier sitzt man morgens mit einer Tasse Tee auf einer Terrasse, der Blick schweift über das glitzernde Meer, während das Licht langsam die Linien von Tadao Andos Betonbauten zeichnet. Tagsüber streift man durch unterirdische Museen, betrachtet Monets Seerosen in völlig neuer Tiefe oder lässt sich von Lee Ufans minimalistischer Poesie einnehmen. Und am Abend? Da spaziert man barfuß am Strand entlang, während in der Ferne die ikonische rot-getupfte Kürbis-Skulptur von Yayoi Kusama im letzten Sonnenlicht leuchtet.
WHERE TO SLEEP
Ein Hotel, das zugleich Museum ist – oder ein Museum, in dem man übernachten kann? Das Benesse House ist beides. Von Tadao Ando entworfen, bringt es Kunst, Design und Landschaft in eine Harmonie, die man so nirgendwo sonst findet. Tagsüber erkundet man die Galerien, nachts schläft man inmitten von Kunstwerken mit Blick auf das Meer. Das Erlebnis? Ein wenig surreal – und genau deshalb so unvergesslich.
WHERE TO HAVE A BREAK
Naoshima Café
Das Leben auf Naoshima ist langsamer – und das Naoshima Café fängt genau dieses Gefühl ein. Einfache Gerichte, frische Zutaten, ein entspannter Blick aufs Meer. Wer hier sitzt, hat keinen Zeitdruck, nur die salzige Meeresbrise und das Summen der Gespräche um sich herum.
WHERE TO SEE NICE THINGS
Das Chichu Museum ist eines der beeindruckendsten Museen der Welt – nicht nur wegen der Werke von Monet, James Turrell und Walter De Maria, sondern wegen der Architektur selbst. Das Gebäude liegt größtenteils unter der Erde, nur durch kunstvoll platzierte Öffnungen dringt Licht ein.
Lee Ufan arbeitet mit dem, was nicht da ist – mit Raum, mit Stille, mit Leere. Sein Museum auf Naoshima ist ein Rückzugsort, eine Auseinandersetzung mit Material und Bedeutung. Wer Kunst mag, die sich nicht aufdrängt, sondern Raum lässt, wird diesen Ort lieben.